woldo, 29. mai 1999:

Makan fragt mich, ob ich Lust habe mitzukommen zum Falkensteiner Ufer. Sanjo hat dort eine Grillparty organisiert. Sanjo ist der, der auch Schlager mag, wie er mir bei einem Brunchen im April bei ihm zu Hause erzählt. Seitdem keinen großartigen Kontakt mehr zu ihm gehabt, nur mal so auf der Straße getroffen. Nicht wegen der Schlager, die mag ich auch. Makan hat den besseren Draht zu ihm.

Also auf zum Falkensteiner mit dem Fahrrad. Wir kommen an und stoßen auf eine Gruppe, die sich alle, wie es scheint, untereinander kennen. Wir plazieren unsere Handtücher so, daß wir alle gut im Blick haben. Später stellt sich dann heraus, daß alle wild durcheinander gewürfelt sind und Sanjo gerne solche Spontangeschichten organisiert. Es wird Volleyball und Boccia gespielt. Ich beteilige mich nicht, habe genug zu grübeln, soll ich kündigen und dem Seelen- und Gefühlsterror in der Agentur ein Ende machen? Bin ich ein Spielball meiner Chefs, kann ich woanders mit meinem jetzigen Kenntnisstand auch was werden? Ich zermartere mein Gehirn und lasse das bunte Treiben am Strand an mir vorüberziehen.

Am Lagerfeuer lauschen wir in Sanjos altem Radio teils dem Rest des Grandprix d’Eurovision. Als dort alle gemeinsam dann das ehemalige Siegerlied „Halelujah“ singen wollen, suchen wir schleunigst einen anderen Sender, was nicht so einfach ist, denn als Antenne dient eine alte Gabel. Landen bei RTL oder so, viele schöne alte Hits, fühle mich in meine Jugend katapultiert. Um 23 Uhr macht der Sender dann plötzlich die Schoten dicht und sie senden nur noch ein schwarzes Loch. Die feuchte Kälte der Elbe kommt langsam angekrochen und wir brechen gemeinsam auf, um den Abend auf der Treppe vor dem Pudels zu beenden, zumindest für mich.

Wie ich anderntags von Makan hörte, sind sie noch zum Abtanzen in die Lounge weitergezogen. Aber da lag ich schon in meinem Heiabett und meine betrübten Gedanken wogen mich in meine Träume. Wie so oft in dieser Zeit.

weiter am 30. juni 1999