Schmi sagt: "Ich mach ein Hotel in Toulouse auf." Keine Ahnung, wie er darauf kommt. Er hält sich einen Stofflöwen ans Gesicht.
Der Löwe bleibt hier, Schmi. Aber das tut nichts zur Sache. Django Reinhardt dreht sich hinter meinem Rücken. Stephane Grapelly schluchzt. 1937 aufgenommen. Ich bin jedes Mal hin und weg. Diese Kraft. Diese Freude. In dieser finsteren Zeit.
Dem Tod ins Gesicht gesehen. Er war überall. Man muss ihn gerochen haben. Ich kann es mir nicht anders vorstellen.
Liebestraum Nr. 3 swingt. Wir sind betrunken und rauchen noch eine. Es ist Sonntag abend. Who cares about Globalisierung, Irak und Rentenreform?
Ich stell mir vor, wir säßen in Wien, dieser imperialen, morbiden Stadt und würden uns vom Heurigen berauschen lassen. Aber so ist es nicht. Das ist alles Vergangenheit. Echo. War Reinhardt je in Wien? Was weiß ich.
"Exactly like you" perlt die Guitarrre. Na lass sie perlen. Ist schon unerreicht. Dann gucke ich mir wieder und wieder das Plattencover an. Dieses Menjoubärtchen, die Kippe lässig im Mundwinkel. Kann man das je noch mal leben?
Schmi lacht kindisch, aber es sei ihm gegönnt. "Finanzierbar" höre ich ihn sagen. Wovon redet er? Reinhardt schlägt an. "Miss Annabelle Lee". Mein Gott, dieser Swing.
Alles ist perfekt in diesem Augenblick. Wir sind hier. Wir sind jetzt. Wir sind glücklich. Ein großes Wort, aber wahr.
Ca va bien, Django.
Von all diesen Gedanken bleibt nichts übrig. Schmi steht auf, knutscht Woldo und dann mich. Wir hören weiter.
Einen gibt es noch. "Ain't Misbehavin'". Ha! Ist das großartig. Woldo lacht und Schmi hat einen Rote-Khmer-Helm auf. Woldo fotografiert sich unablässig und lacht noch mehr.
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