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shining in dänemark?
boeni über die tage in vejlby klit, 31. august 2002

5 stunden durch hügel und dünen, entlang am 200 km langen strand von jütland, dann ist st. pauli weit weg. das meer kann bis zum nächsten tag warten, sinnvolle gedanken bis zum nächsten monat. der erste bong in der abenddämmerung, serge gainsbourg und bob marley. 10 kronen werden gewettet, wer zuerst im pool landen muss. eine finte, dann ist scdhsi drin, makan gleich hinterher. wet t-shirt contest, feixen wir. der whirlpool wird angeschmissen, die musik aufgedreht. her mit den tischen oder ab ins wasser.

alles ist rund. und beim frühstück zufriedene gesichter und gelächter, weil neptun mein hemd gestohlen hat. unweit der wasserkante lag es im sand, doch als wir rauskamen, war es unauffindar. das schreckt uns nicht: die nordsee lockt, die sonne scheint. ein ehrgeiziger volleyball fliegt stundenlang über das netz. linkl und ich halten stand, die westfälischen amateure. fliegen durch den sand, erwischen den ball noch vor dem aufprall und schlagen ihn zurück in einen hinteren winkel des feldes, wo sanjo und lerth nicht hinfinden. durch die wellen treiben auf einem baumstamm zwei glückliche schiffbrüchige und erzählen sich was. spät in der nacht schlägt die stunde der ego-kuben, leitern, pferde, blumen. alles ist verdächtig und kann gegen dich verwandt werden. sind wir alte oder neue menschen? am nächsten tag wieder sonne, wellen, volleyball, abendgroove zu country und blues, während sich die sonne auf den dünenkamm senkt, ein lächeln mit einem sir coxon in der hand. pölser werden verschlungen,selbstgebaute burger, und schon ist wieder ein tag rum. der schlaf zwingt mich in die knie, na und? welch luxus.

tag 3, die glieder sind lahm von dieser überdosis wellness, der ball fliegt noch übers netz, aber mit leichtem gift. makan will sich nicht wie ein schulmädchen abkanzeln lassen, ortvo ruft nichtsahnend das bedeutungsvolle wort "spalter", weil woldo und ich an der düne lehnen wollen. noch lacht er dabei.

ein paar astra mit schsi und makan, bis die sonne hinter einer grauen wolkenwand verschwindet. zurück im hof: es gibt reis, baby, vor allem aber noch mal pölser und fleisch, der abend zerstreut sich, die musik zieht nicht. durchatmen in der mitte.

wind kommt, dicke wolken, zwischen denen das leuchtende blau dann und wann durchscheint. neptun schenkt uns brandung und mir vor dem frühstück mein hemd. halb eingegraben lukt es aus dem nassen sand. ein zeichen? doch wofür? vier gruppen brechen auf zum sightseeing, jetzt da der weite himmel mit der zu engen zimmerdecke eingetauscht werden müsste, obwohl doch alle nicht dichter als am strand aufeinander hocken würden. lemvig ist ganz nett, thyborön eine sackgasse vor dem limfjord. ortvo, schsi, makan, woldo und ich stellen die minis in langerhusen ab und laufen den strand zurück. reden über bernstein, reisen, das rätselhafte wesen deutscher kultur und gruppendynamik. ein sundowner vereint die meisten zum sonnenuntergang, es zieht mächtig, der herbst grüßt schon mal. das essen entschädigt, weil schweißtreibend, aber unterirdische verwerfungen verhindern, dass sich die stimmung wirklch löst.

kein shining, wie barac gewitzelt hatte, sondern nur ein missklang im infraschallbereich. die grüppchen stehen jetzt und entschließen sich am nächsten tag beim selben wetter zum selben programm. schwupp sind alle ausgeflogen bis auf sanjo, der sich uns nicht zur strandwanderung anschließen will. ich beschließe, interviews zu machen, um dem subterranean home sick blues vorzubeugen. individualismus, träume, gruppe, oberflächlichkeit - es ist ein guter tag, um danach zu fragen, weil viele darüber nachsinnen. abends versammeln wir uns um die bruchzone zum essen und erneuten spielen. die musik wird gemaßregelt, und trivial pursuit quält die tabu-fraktion. letzter tag, letztes glück. ein ballspiel in gang zu bringen, misslingt mir. der wind, das pachisi-fieber, der gruppengeist wischen mir abwechselnd eins aus und lassen mich planlos zwischen haus und strand hin und her pendeln. eine runde boccia im abendlicht muss genügen. jetzt reichts aber mit dem koller.

der köstliche fisch sagt: ihr sollt feiern. die wassermänner gehorchen und starten die pool-party. zum hypnotischen beat von ben sims stürzen sie tänzelnd ins becken. wird einer folgen? platte nasen an der fensterscheibe, dann kommt ortvo, jänma auch. woldo, ja, irgendwann stama und lerth und zuletzt gibt sich auch sanjo einen ruck. techno-wasser-ball-ett, die zeit spielt keine rolle mehr, ich fühle mich in eine kindergeburtstags-laune zurückkatapultiert, in der der nächste tag keine reale bedeutung hat.

jetzt zwei tage später sitze ich wieder in st. pauli ("auf" kennt kein westfale) und habe keine lust auf terminpläne, zeiteinteilung und rationales arbeiten. der strandrhythmus kommt mir gesünder vor. man nimmt den tag, wie er kommt, ein blick zum himmel und dann entscheidet man, was man tut. ich weigere mich, das als urlaub abzutun. let's slow down. hier mitten in pauli. warum eigentlich nicht? was fehlt, ist aber immer noch das bandgefühl. gruppe, phiesta, experiment hin oder her, irgendetwas fehlt. am strand war nichts aufzufinden, was aus dem haufen eine band machen kann. meine alte hoffnung. ich verstehe phiesta noch immer nicht. wahrscheinlich bin ich aber der einzige, der das verstehen will.

weiter am 22. oktober 2001